„So ist meine Kunst nur Natur“ schrieb der Landschaftsmaler Hagemeister über seine Arbeit. Die unmittelbare Verbindung zur Natur ist für mich die stärkste Qualität seiner Gemälde, Pastelle und Zeichnungen. Als mein Lehrer Siegward Sprotte mich 2004 bat, über seinen Lehrmeister Karl Hagemeister zu schreiben, ahnte ich noch nicht, dass mich sein Rat später zu einer Reise zu meinen eigenen Wurzeln führen würde. 

Zunächst begann ich über Hagemeister zu lesen. Dann besuchte ich das Archiv des Bröhan-Museums in Berlin und war fasziniert von der Frische und Naturlebendigkeit, die seine Gemälde und Zeichnungen ausstrahlen. Besonders sprach mich die Verbindung von abstrakter und figürlicher Darstellung an, die man in der Kunstgeschichte nur selten trifft. Als gelernte Landschaftsgärtnerin und Landschaftsarchitektin fiel mir auf, dass Hagemeisters Darstellungen der Pflanzen und der Landschaft einmalig sind: Die enge Verbindung von seiner naturverbundenen Lebensweise als Jäger, Fischer und Maler spiegelt sich direkt in seiner künstlerischen Naturanschauung wieder. 

Im Jahr 2005 konnte ich den Verlag „A.B. Fischer Edition“ für eine Veröffentlichung über Karl Hagemeister gewinnen. Die wissenschaftliche Recherche in Archiven, Museen und an den Schaffensorten war die Grundlage, auf der die lebendig geschriebene Biografie entstand. Vieles von dem, was Siegward Sprotte mich gelehrt hatte, entdeckte ich in anderer Form bei Hagemeister wieder: Das Wesen der Natur und auch die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.  

Die Zusammenarbeit mit der Fotografin Angelika Fischer und dem Verleger Bernd Fischer war äußerst fruchtbar. Für mich war der Ansatz der Reihe „Menschen & Orte“ deshalb so interessant, weil sich hier Orte, das künstlerische Werk und die Persönlichkeit Hagemeisters zur Einheit verbinden. „Eine gute Mischung aus geforderter Kürze und inhaltlicher Präzision sowie Einfühlung in Werkzusammenhang und Persönlichkeit“, schreibt die Kunsthistorikerin Annegret Portsteffen aus Bonn über die kompakte Biografie.

 „Wenn Sie Wolken malen, so müssen Sie diese genau so schnell malen, wie sie ziehen oder fliegen...“  Hagemeister zu seinem Schüler Siegward Sprotte

Hagemeister arbeitet in der Natur und baute sich aus Stöckern häufig seine Staffelei. Copyright: Bröhan-Museum Berlin

Das Motiv des Wentorfgrabens in Geltow malte Hagemeister zu verschiedenen Jahreszeiten – auch im Schnee mit dicker Jacke und Eiszapfen am Bart.